Jede Firma sollte einen ADHSler haben, für Kreativität, Unkonventionelles und viel Denken in neue Richtungen.
- Ideenfabriken also. -

ADHS - Anders Denken Hören Sehen

A C H T U N G: Da für jeden Menschen eine andere Dosierung gilt, sollte sich niemand ein Beispiel an den hier angegebenen Mengen nehmen. Ich befinde mich momentan in der Einstellungsphase, um "für mich" die richtige Dosierung zu finden.

6/29/2014

3. Tag in Woche 1



Einnahme Samstag, 9:15 Uhr: 10 mg Methylphenidat (unretardiert)


Veränderungen, die mir auffielen:

Totale Konzentration auf eine Sache, die mich allerdings interessierte. Sehr interessierte. Fast schon tunnelblickartig. Würde ich übertreiben, würde ich sagen: ich habe mich geradezu daran festgebissen. Die Zeit dabei vergessen (dadurch zwei Stunden später auf einer Einladung aufgetaucht als angekündigt - es gab allerdings keinen pünktlichen Erscheinungszwang.

Ich konnte mich kaum von dieser Tätigkeit trennen.

Ich bin nicht sicher, inwiefern das ein Unterschied zu sonst ist, dieses Verhalten kenne ich auch aus der Vergangenheit, wobei da vielleicht nicht so enorm. Dieses Mal stand ich so gut wie nie von meinem Platz auf, unterbrach kaum. Ich vermute, das MPH hat dazu verholfen, mich „noch mehr“ darauf zu konzentrieren. Dies kann in rentablen Fällen natürlich ein erheblicher Vorteil sein, in diesem Fall war es allerdings ein klein wenig Zeitverschwendung ;) (Wenn auch ein höherer und für mich sehr wichtiger Sinn dahinterstand.) Da das ganze allerdings bestimmt 8 Stunden anhielt, kann ich es nur zum Teil der Einnahme von MPH zuschreiben. Dies wirkt angeblich 3-4 Stunden, wennauch ich das Gefühl habe, es sind bei mir bis zu 6 Stunden.

Insgesamt - trotz eigentlich viel Aufregung dabei - ziemlich ruhig gewesen. Sehr ruhig.  Keine rasenden Gedanken, zumindest nicht in alle Richtungen. Im Kopf die ganze Zeit bei der Sache gewesen.

Da ich den ganzen Tag so fokussiert war, fällt es mir schwer, nun im Nachklang weitere Veränderungen zu benennen. 

Fühle mich nach wie vor sehr gut, nicht euphorisch, einfach gut und ruhiger. Gelassen. Entspannt. Kein ständiger innerer Stresszustand.




Nebenwirkungen:

Ich glaube keine, oder ich habe sie verpasst ;) 

Achtsamkeit wird besser

Wer sich schon einmal mit "Achtsamkeit" beschäftigt hat:

Mit Methylphenidat fällt es wesentlich leichter - wie von selbst - achtsam zu sein, ich fühle mich weitaus mehr im "Hier und Jetzt" als ohne. Ich führe dies auf die Verminderung der ständig "rasenden Gedanken" zurück, das es ermöglicht, das mehr wahrzunehmen, was im Moment "ist".

Wer sich noch nicht damit beschäftigt hat, kann im anhängenden Link einiges Informatives zum Thema erfahren:


www.center-for-mindfulness.de

6/28/2014

1. Woche, 2. Tag











Einnahme: 10 mg Methylphenidat (unretardiert), 8:45 Uhr 
(heute keine 2. Einnahme)



Was mir heute an Veränderung auffiel:

Ich möchte arbeiten, denke „wo sind meine unterlagen dazu“ und lasse den Blick schweifen. Natürlich liegt dort am Boden irgendein Haufen, aber ich weiß, an zig anderen Stellen gibt es nochmals irgendwelche Haufen. Ohne zu zögern, stand ich auf, machte mich auf den Weg zu einem Kaufhaus und besorgte mir lauter Ablagen und Ordner, weil mich das richtig nervte, der Blick darauf.



Auf dem Heimweg vom Kaufhaus, die Sonne scheint, ich bin zu Fuß unterwegs, fallen mir folgende Dinge auf:

Die Sonne blendet mich nicht oder kaum. Ich verzichte auf meine Sonnenbrille. Normalerweise bin ich enorm lichtempfindlich.

Meine Augen scannen nicht JEDES Detail auf dem Weg ab, nur manche, vereinzelt.

Ich trage zwei riesengroße Tüten, habe aber trotzdem nicht das gefühl, jetzt endlich daheim anzukommen, sondern genieße entspannt den Weg. 

Fühle mich innerlich ruhig, entspannt. Keine kreisenden Gedanken.



Danach:

Ich blieb 3,5 Stunden an einem Projekt ohne Unterbrechung sitzen. Ich hörte nur auf, weil ich Besuch bekam. Bemerkte dann, dass ich in der Zeit noch nicht mal geraucht hatte, mein Tabak noch in der Handtasche lag. Die Musik, die nebenher lief (ich ließ sie absichtlich deswegen laufen), bemerkte ich teilweise nicht. Normalerweise lenkt sie mich wahnsinnig ab. Mich interessierte nicht mal das Smartphone, wenn es brummte. Kurzer Blick, ob wichtig? später.




Was mir selbst nicht auffiel, aber meinem besuch: angeblich redete ich nicht so superschnell wie sonst.



Nebenwirkungen:


Leichtes Zittern der Hände fiel kurzzeitig auf, dafür aber keine Einschlafstörung am Abend, im Gegenteil. Ich schlief schon auf dem Sofa ein.
Leicht trockener Mund. 


Liebe Grüße und bis morgen :)

6/27/2014

Woche 1 - Tag 1










Aller-1. Einnahme: 10 mg Methylphenidat (unretardiert), 16:15 Uhr
Kleinste Dosis, Anfangsdosis - 1 Woche lang



Bemerkte Veränderung:

Zuerst einmal war ich erstaunt, dass es keine Veränderung gibt, die in dem Sinne „bemerkt“ wird, wie man sich das so vorstellt. Es wurde gesagt: die Wirkung tritt nach ca. 30 Minuten ein. Ich richtete mich also auf ein kleines Wunder, einen „Aufwachmoment“ nach 30 Minuten ein. Werde ich quasi ein anderer Mensch sein?

Mitnichten.

Womöglich war ich nach 30 Minuten aber auch etwas … enttäuscht? Kein Zack mit PUFF PÄNG POW! Nach einem Weilchen aber - ich musste für eine große Prüfung lernen - fiel mir auf:


Dass ich gar nicht dauernd an meinem Handy rumfummle.
(Im Gegensatz zu sonst ;) )

Dass mir der "Lärm" spielender Kinder durchs gekippte Fenster gar nicht auffiel.
(Ohne MPH (Methylphenidat) waren diese Geräusche für mich genauso präsent wie zu lernen.)

Dass ich nicht einen einzigen Moment ungeduldig wurde.

Dass mir das Lernen, also die Konzentration darauf, die Fokussierung darauf, das „Dranbleiben“, das Selbstmotivieren nicht einmal „nicht schwer fiel“, sondern es wie ein klacks war, es machte regelrecht Spaß, ich war wie selbstverständlich in Fahrt. Wäre nicht das WM-Spiel Deutschland - USA um 18 Uhr gewesen, ich hätte selbst nach 1,5 Stunden noch 1 - 2 Stunden weitermachen können.
(Normalerweise bekomme ich Hummeln im Arsch, muss mich wirklich angestrengt bei der Sache halten und kann es kaum abwarten, bis wir den Lernstoff durch haben.)


(Als es 2 Stunden später nach dem Spiel nochmals für 2 Stunden zum Lernen ging, war das mit der Hinsetzmotivation ein Klacks, da ich da direkt mit der Erfahrung hinging: „war ja gar nicht so schlimm vorhin“.)


Das fällt alles erst irgendwann plötzlich auf, man bemerkt es erst kaum - alles ist irgendwie normal - und dann irgendwann bist du einfach nur verwundert.

Mir gefällt es bisher.



Bemerkte Nebenwirkungen:

Direkt von Einschlafstörung zu sprechen wäre jetzt übertrieben, aber ich war abends relativ wach, auch als ich mich dann um Mitternacht ins Bett legte - das kann aber auch an der recht späten Einnahme liegen. Da das am selben Tag nach Rezeptausstellung war, fand diese Einnahme erst am leicht späten Nachmittag statt - normalerweise eher Richtung Mittag orientiert.

Oft hört man was von abgestumpft oder kühler sein: ich für meinen Teil hatte fast das Gefühl, dass ich noch besser drauf war als sonst schon. Ich war lustig wie sonst auch, aber umgestresst lustig - was sich definitiv besser anfühlt.



Ich bin jedenfalls schon gespannt auf morgen :)

ADHS diagnostiziert - und jetzt?




Seit gestern habe ich AD(H)S. Zumindest vollkommen offiziell. Damit lebe ich nämlich bereits immer und finde das auch gar nicht so verkehrt. Hergeben würde ich es auf keinen Fall.

Trotzallem sehne ich mich auch mal nach dieser viel gerühmten "inneren Ruhe", von der immerzu alle berichten. Für mich bisher ein Buch mit 7 Siegeln - Null Ahnung, wovon die reden. Wenigstens zwischendurch mal befreit zu sein vom ständig rasenden Kopf.

Trotzallem sehne ich mich danach, auch mal an etwas wirklich ein paar Stunden arbeiten zu können - ohne mich unentwegt selbst motivieren zu müssen - ohne unentwegt Einfälle zu haben, was ich jetzt doch eigentlich auch noch machen könnte und dadurch ständig aufstehe, zur Küche renne oder was mir sonst noch so einfällt ;)

Trotzallem sehne ich mich danach, schnöde Schreibarbeiten oder so etwas wie Steuererklärungen einfach mal machen zu können. 

... oder dieses lähmende Gefühl loszuwerden, weil ich soviel auf einmal tun möchte und daher mit nichts anfange. Oder wenn die Selbstmotivation mal klappt (= enormer innerer Kraftakt) - das auch zu Ende bringe. Durchziehe. 

Einfach KANN.

Nicht MUSS, aber KANN.

Ein Traum. 


Seit gestern versuche ich diesem Traum nahe zu kommen. 
Mein Helfer heißt: Methylphenidat
Landläufig auch Ritalin genannt.

Freiwillig - ich bin 40 Jahre alt.