Neuerdings habe ich AD(H)S. Zumindest vollkommen offiziell - diagnostiziert. Damit LEBE ich nämlich bereits immer und finde das auch gar nicht so verkehrt. Hergeben würde ich es auf keinen Fall.
Daher habe ich diesen Blog erstellt. Ein Erfahrungsbericht. Für all jene, die sich angesprochen fühlen - die nicht so recht wissen - die unsicher sind - und was es eben sonst noch so gibt.
Ich möchte berichten - von den Veränderungen, die eintreten. Zeigen: durch "Ritalin" wird man kein "anderer Mensch" - zeigen dass es schlichtweg nur hilft, wie eine Brille bei einem Kurzsichtigen, manche Dinge zu schaffen: die ein Leben lang schwierig waren, jede Menge Kraft kosteten, den Körper stressten - bis Tinnitus oder Verspannungen oder Schlimmeres eintraten.
Ich berichte aus der Zeit meiner individuellen Dosierungseinstellung und davon, wie es ist, die richtige gefunden zu haben.
(Anmerkung: Jeder Betroffene hat eine andere Dosierung. Das bedeutet, dass keine meiner Angaben richtungsweisend für den Einzelnen sein kann.)
Ich mag mich, wie ich bin. Ich BIN chaotisch. Ich BIN kreativ. Ich sehe Zusammenhänge sofort und ständig, schnelle Auffassungsgabe. Sprüche vor Ideen - tausende! - immer und dauernd und überall. Bin sprunghaft in meinem Kopf. Ich mag das!
Aber:
Trotzallem sehne ich mich auch mal nach dieser viel gerühmten "inneren Ruhe", von der immerzu alle berichten. Für mich bisher ein Buch mit 7 Siegeln - Null Ahnung, wovon die reden. Wenigstens zwischendurch mal befreit zu sein vom ständig rasenden Kopf.
Trotzallem sehne ich mich danach, auch mal an etwas wirklich ein paar Stunden arbeiten zu können - ohne mich unentwegt selbst motivieren zu müssen - ohne unentwegt Einfälle zu haben, was ich jetzt doch eigentlich auch noch machen könnte und dadurch ständig aufstehe, zur Küche renne oder was mir sonst noch so einfällt ;)
Trotzallem sehne ich mich danach, schnöde Schreibarbeiten oder so etwas wie Steuererklärungen einfach mal machen zu können.
... oder dieses lähmende Gefühl loszuwerden, weil ich soviel auf einmal tun möchte und daher mit nichts anfange. Oder wenn die Selbstmotivation mal klappt (= enormer innerer Kraftakt) - das auch zu Ende bringe. Durchziehe.
Einfach KANN.
Nicht MUSS, aber KANN.
Ein Traum.
ACHTUNG: wir sind nicht nur hyperaktiv, auch "langsame Träumer" fallen in diesen Bereich, also hypOaktive Version.
ACHTUNG: wir sind nicht nur hyperaktiv, auch "langsame Träumer" fallen in diesen Bereich, also hypOaktive Version.
Seit gestern versuche ich diesem Traum nahe zu kommen.
Mein Helfer heißt: Methylphenidat
Landläufig auch Ritalin genannt.
Freiwillig - ich bin 40 Jahre alt.
Und ich hoffe, ich kann anderen - denen es ähnlich geht - vielleicht DIR - Angst nehmen, Vorurteile abbauen.
Ich möchte euch hier sowas wie ein Reisetagebuch zur Verfügung stellen - über die Veränderung, die ich erlebe - durch Methylphenidat.
Ich mache das, weil ich der Meinung bin, dass es bzgl. MPH viel Aufklärungsbedarf gibt und die landläufige Meinung viel zu vieler Menschen diese ist, dass "Kinder ruhig gestellt und zu Zombies gemacht werden" - und aus erwachsener Sichtweise, da der Erwachsene das ja freiwillig tut, da mehr aufgeklärt werden kann, welche Hilfe das sein kann.
Kinder selbst haben viel zu wenig Möglichkeit, sich glaubhaft in der Öffentlichkeit zu äußern. Wir Erwachsenen sind da gefragt.
Alles Liebe!
PS: Ich werde hier nichts persönliches von mir schreiben, sondern lediglich von Veränderungen in der Wahrnehmung berichten. Daher bitte ich auch um keine persönlichen Fragen. Da wär ich recht froh drüber.
